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Agrar-Energie

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Lebensmittel sind die Energieträger für unsere persönliche Existenz. In West-Europa muss Gott sei Dank niemand hungern. Wir haben sogar eher ein zu großes Angebot. Um Überproduktionen zu vermeiden, sind zur Zeit allein in Deutschland etwa 10 % der landwirtschaftlich nutzbaren Flächen sozusagen "stillgelegt". Dafür gibt es staatliche Ausgleich-Zahlungen. Außerdem können Energie-Pflanzen angebaut werden. Bei der thermischen Nutzung, z. B. durch Verbrennen von Stroh, wird nur so viel CO2 frei, wie die Pflanze zuvor für ihr Wachstum aufgenommen hat. Dieser Vorgang ist somit umweltneutral.

Bedeutend ergiebiger ist die Verwertung von Pflanzen - ggf. zusammen mit Produktions-Rückständen, Abfällen, und Gülle bzw. Mist - zu Biogas und zu Kompost, der als hervorragender Naturdünger dem Ackerboden zurückgegeben wird. Der Verkauf von Biogas oder daraus hergestelltem Methanol, oder von Strom und Wärme aus dem betriebseigenen Block-Heizkraftwerk kann auch eine Erwerbsquelle sein, zumal durch das Energie-Einspeise-Gesetz diese nachhaltige Energie-Gewinnung gefördert wird. Sie kann noch weiter ausgebaut werden durch Strom-Erzeugung aus Fotovoltaik- Brennstoffzellen- und Windkraftanlagen, wenn es gesamtwirtschaftlich vertretbar ist. Dieser Erwerbszweig könnte im Einzelfall sogar attraktiver sein als die Produktion von Grundnahrungsmitteln. Der Landwirt ist auch Energiewirt!

 

Strom aus Biomasse

Je nach Boden- und Wetterbedingungen können z. B. beim Anbau von Weizen pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche 4.000 kg bis 10.000 kg geerntet werden, oder einfacher ausgedrückt 40 bis 100 "Grundertrag-Einheiten"1) (GE), als Rechengröße für alle Fruchtarten : 1 GE = 100 kg Weizen (Körner), oder 400 kg Zuckerrüben beispielsweise. Futter-Zuckerrüben sind mit 200 GE bis 400 GE pro Hektar besonders interessant als rasch nachwachsende Energiepflanzen. 200 GE / ha sind bei ökologischer Fruchtfolge ein eher bescheidener Rechenwert für die mögliche Biomasse-Produktion eines Jahres. Über zwei Millionen Hektar stehen dafür in Deutschland zur Verfügung, aus stillgelegten und aus brachliegenden Flächen. Dies entspricht 400 Millionen GE pro Jahr.

Aus 1 GE Biomasse können 250 Kilowattstunden Strom2) gewonnen werden und somit jedes Jahr

100 Milliarden Kilowattstunden 3) = 100 Millionen Megawattstunden.

Bezogen auf den Stromverbrauch von insgesamt 514 Mrd kWh in Deutschland im Jahr 2000 sind 100 Mrd kWh beachtliche 19,5 %, die allein aus Produktion von Biomasse möglich sind ! Und zwar umweltneutral sowie als wertvoller Beitrag für eine zukunftsfähige und leistungsstarke Landwirtschaft, u. a. durch große Mengen Kompost, der als hervorragender Naturdünger dem Acker­boden zurückgegeben wird. Dieser Kompost entsteht aus der Biomasse nach dem Biogas-Prozess. Wenn die erforderlichen Investitionen in gleichen Schritten auf zehn Jahre verteilt werden, wächst die Strom-Produktion allein aus angebauter Biomasse um 10 Mrd kWh pro Jahr. Bei 10 Cent pro kWh wären dies bereits 1 Mrd Euro jährliche Wachstumsrate.

Dies ist Stand der Technik und somit eine machbare Zukunfts-Vision, die in beachtlichen Anfängen schon seit Jahren erfolgreich realisiert wird. Es liegt an uns, durch eine nachhaltige Wende in der Energie-Politik entsprechend große Entwicklungsschritte einzuleiten, die unabhängig machen von importierter Energie, sowie der Landwirtschaft entscheidend weiterhelfen durch eine neue Ertragslage bei naturnaher Ackerboden- und Landschafts-Pflege. Die Anschub-Finanzierung ist zum Beispiel mit dem Zuschlag von einem halben Cent pro Kilowattstunde erreichbar - und würde keine Arbeitsplätze in Gefahr bringen, sondern neue entstehen lassen, verbunden mit sehr guten Export-Chancen für eine entsprechend ausgebaute Umwelt-Technik. Außerdem können Bio-Abfallstoffe sowie ... das ganze Gülle-Problem mit verwertet und entsorgt werden, was der Strom-Gewinnung ebenfalls zugute kommt.

 

Chancen vor Ort

Die landwirtschaftliche Nutzfläche einer südwestdeutschen Modell-Region beträgt 86.414 ha. Wenn davon 10 % für Biomasse-Produktion eingesetzt werden, ermöglicht dies eine Strom-Produktion von jährlich

430.000.000 kWh4) = 430.000 MWh, entsprechend 43 Millionen Euro5).

Bei 500 ha ist die mögliche Biomasse-Produktion in der Größenordnung von 100.000 GE6) pro Jahr. Das sind zum Beispiel 40.000 Tonnen Futter-Zuckerrüben, für eine Biogas-Anlage mit einem Fermenter von 3000 m3 Volumen.

Rein rechnerisch sind in ganz Deutschland lediglich 1000 Anlagen mit jeweils vier solcher Fermenter erforderlich, um die jährliche Biomasse-Produktion aus zwei Millionen Hektar stillgelegter oder brachliegen­der Fläche aufzunehmen. Außerdem, mit weiteren Anlagen können gärfähige Abfall- und Problemstoffe ebenfalls energetisch verwertet und dann richtig entsorgt werden. Eine so verstandene Nachhaltigkeit lohnt auch den persönlichen Einsatz, zum Beispiel für ein

Pilotprojekt ... als Schrittmacher der möglichen Entwicklung im ganzen Land.

 


1) Getreide-Einheit (GE) ist eine nicht so neutrale Bezeichnung derselben Einheit. Sie ermöglicht eine Umrechnung der landwirtschaftlichen Produktion in naturale Gesamtzahlen auf Basis des Nettoenergiewertes der betreffenden Pflanzen

2) elektrischer Wirkungsgrad 35 % von 700 kWh, entsprechend 1 GE 3) 400 - 106 GE - 250 kWh / GE = 100 - 109 kWh

3) 400 * 10^6 GE * 250 kWh / GE = 100 * 10^9 kWh

4) 8.600 ha - 200 GE / ha - 250 kWh / GE

5) 430 - 106 kWh - 0,1 Euro / kWh (im Jahr 2003)

6) 500 ha - 200 GE / ha         In Zusammenarbeit mit Nord-Süd e.V.


D. Hofmann, Anger 6, 74523 Schwäbisch Hall, Tel. 07907 / 1399

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 Juni 2002